Der Campus Freudenberg, das von der Universität
übernommene Gelände samt Gebäuden der ehemaligen
General-Oberst-Hoepner-Kaserne, wurde erst 2004 mit einer
StartUp-Veranstaltung in neuem Glanz gefeiert, obwohl die
Universität dieses Filetstück bereits zur Jahreswende 1999/2000
vom Bundesvermögensamt hatte erwerben können -damals ein
Weihnachtsgeschenk! Der Campus Freudenberg - nur wenige Gehminuten
vom Campus Grifflenberg entfernt - ist ein wahres Schmuckstück der
Uni geworden. Die Gesamtinvestition seit Übernahme von der
Bundeswehr beläuft sich auf sage und schreibe rund 36 Millionen
Euro und das zu Zeiten chronisch knapper öffentlicher Kassen!
Untergebracht sind in den aus den 1930er Jahren stammenden
Gebäuden vor allem der Fachbereich Elektrotechnik,
Informationstechnologie, Medientechnik, letzteres übrigens ein
Fach, das es auf Universitätsebene in Deutschland nur in Wuppertal
gibt.
Anfang der neunziger Jahre hatte die Bundeswehr in
der zeitgeschichtlichen Folge der Auflösung des
Ost-West-Gegensatzes die Aufgabe von Kasernenstandorten
angekündigt, auch in Wuppertal. Der damalige Rektor Prof. Dr.
Dr.h.c. Erich Hödl sah sofort die große Chance, denn
Bundesregierung und Verteidigungsministerium hatten ausdrücklich
künftiger Nutzung durch Bildungs- und Sozialeinrichtungen
("Schwerter zu Pflugscharen!") politischen Vorrang gegeben. Nach
gleichwohl schwierigen Verhandlungen konnte am 30. Dezember 1994
für die nach dem Widerstandskämpfer Generaloberst-Hoepner benannte
Kaserne endlich der Kaufvertrag mit dem Bundesvermögensamt
unterzeichnet werden. Exerzierplatz, Turnhalle, Wachgebäude und
Sanitätsgebäude kamen 1995 und 2000 noch hinzu. Damit war die
Universität nicht nur Besitzer eines mit sanierungsbedürftigen
Gebäuden bestandenen Geländes, sondern auch Waldbesitzer geworden
- insgesamt etwa drei Viertel der früheren
General-oberst-Hoepner-Kaserne. Der Rest des ehemaligen
Kasernengeländes ging ins Eigentum der Stadt Wuppertal über und
wurde relativ rasch mit Einfamilienreihenhäusern bebaut. Für die
Bergische Universität bedeutete ihr neuer Campus Freudenberg einen
Befreiungsschlag hinsichtlich ihrer Raumnot: Die renovierten
Gebäude verfügen über eine Nutzfläche von 13.600 Quadratmetern.
Insgesamt ist der Campus Freudenberg 8,3 Hektar groß.
Die Bundeswehr hatte Gebäude und Gelände in
ziemlich marodem Zustand hinterlassen. Ein Gebäude war von einem
Panzer angefahren worden und halb eingestürzt, in einem anderen
wurden Reste von Pferdeställen, unter einer Halle ein nicht
ausgebauter Keller mit Resten der Wehrmacht gefunden.
Im September 1996 war Grundsteinlegung, im Juni 1997 wurde die
Erschließungsstraße nach dem Gründungsrektor der Bergischen
Universität in "Rainer-Gruenter-Straße" benannt. 1998 konnte der
Umbau des ehemaligen, nach dem Krieg von den Engländern
errichteten Offizierskasinos zu einem Gästehaus mit Tagungsräumen
und acht Appartements abgeschlossen werden. Die Hälfte der
Bausumme von 1,5 Millionen Mark wurde von Mäzenen gespendet. Im
Sommer 1999 zogen die ersten Nutzer auf den neuen Campus.
Die Gesamtinvestitionen für das Schmuckstück Campus Freudenberg
lag bei ca. 36 Millionen Euro, die Hälfte floss aus Bundesmitteln.
Der Exerzierplatz von ca. allein 10.800 Quadratmetern Größe wurde
bereits bebaut. Dort zogen das Europäische Institut für
internationale Wirtschaftsbeziehungen (Prof. Dr. Paul J. J.
Welfens) sowie die Firma PlasmaConsult ein. Unmittelbar nebenan
steht seit 2005 der Hochleistungsrechner ALiCEnext (Prof. Dr.
Zoltan Fodor), zum Zeitpunkt seiner Anschaffung der schnellste
Uni-Computer Deutschlands - inzwischen in der nationalen und
internationalen Rangliste der schnellsten Rechner der Welt leider
überholt. Große Teile des ehemaligen Exerzierplatzes hält die
Universität als weitere Bebauungsmöglichkeit in Reserve. Am Rande
des Ex-Exerzierplatzes wurde ein Hörsaalzentrum mit einem großen
und einen kleinen Hörsaal sowie zwei Seminarräumen errichtet. Das
Hörsaalzentrum FZH dient mit seinem großzügigen Foyer auch
Präsentationsveranstaltungen der Universität, kleineren Messen und
Empfängen.
Untergebracht auf dem Freudenberg ist auch das
Universitätsarchiv, ein aus WDR-Beständen aufgebautes Historisches
Farbfernsehlabor, ein Magazin der Universitätsbibliothek, und
selbstverständlich unterhält das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal
auf dem Campus Freudenberg eine Außencafeteria.
In das frühere Sanitätsgebäude zog das Forschungszentrum für
Mikrostrukturtechnik (Prof. Dr.-lng. Dr.h.c. Jürgen Engemann) ein,
das bis dahin provisorisch auf dem Gelände von Vorwerk & Sohn
auf Lichtscheid in angemieteten Räumlichkeiten untergebracht war.
Nach der kürzlich erfolgten Emeritierung von Prof. Engemann, der
auch Geschäftsführender Gesellschafter der Fa. PlasmaConsult ist,
werden demnächst zwei Dezernate der Hochschulverwaltung, das
Personaldezernat und das Haushaltsdezernat, vom Hauptcampus
Grifflenberg in dieses Gebäude am Ende der Rainer-Gruenter-Straße
einziehen.
Der Campus Freudenberg ist auch verkehrlich bestens angebunden:
Eine Buslinie der Wuppertaler Stadtwerke AG verkehrt bis auf den
Campus, und seit Fertigstellung des Burgholztunnels der L 418 sind
aus Westen (A 46) anreisende Studierende, Dozenten oder Besucher
fast schneller am Ziel als solche aus Osten, Norden oder Süden,
die über die A 1 und die Abfahrt Wuppertal-Ronsdorf kommen und
dann über die Blombachtalbrücke bis Lichtscheid im Dauerstau
stehen.
Michael Kroemer
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