Rekonstruktion des Hauptbahnhofes

Bei der in diesen Tagen stattfindenden Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes "Döppersberg" wurde deutlich, wie stark die jetzt freigelegte unterste Etage des historisch einmaligen Bahnhofs beschädigt ist.

Bahnhof Oktober 2014
Der Bahnhof Elberfeld. Ansicht vom Oktober 2014
Foto von Christian Liebscher
Lizenziert unter CC-BY-SA 4.0 über Wikimedia Commons
Einzelheiten der Lizenz


Klar, so wie es auf obigem Bild zu sehen ist, kann es nicht bleiben. Die Stadtverwaltung erarbeitete daher eine Zeichnung für eine "zeitgemäße" Reparatur der Fassade (siehe folgendes Bild):

schlichte Fassadenreparatur
Vom Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und der Unteren Denkmalbehörde verabschiedete Rekonstruktion (Erdgeschoss kopiert aus der Broschüre der Stadt Wuppertal)


Dieser Entwurf ist insofern "zeitgemäß", als er mit möglichst wenig Aufwand und Kosten aus der aktuell vorhandenen Bausubstanz verwirklicht werden soll. Seit dem Jahr 2012 gibt es daraufhin permanente Unmutsbekundungen aus Kreisen von Bürgern und Vereinen, die am Denkmalsschutz und an Stadtgeschichte interessiert sind. Wenn schon Rekonstruktion, dann doch bitte orientiert am Ursprungszustand der Jahre 1848 bis 1910 (siehe nächstes Bild) wird gefordert

Bahnhof 1910
Der Bahnhof Elberfeld. Ansicht aus den Jahren 1900-1905
Hier veröffentlicht mit Genehmigung von www.bahnen-wuppertal.de


Einer der Wortführer derer, die sich für die Rekonstruktion mit Rundbogenfenstern einsetzen, ist der Stadthallenarchitekt Will Balzer. Er kann nicht verstehen, dass die Stadtverwaltung an dem einmal gefassten und genehmigten Plan festhält. Es könnte sein, dass hier weniger sachliche, historische oder ästhetische Gründe im Spiel sind, sondern eher der Aufwand gescheut wird, den jede Umplanung bei einem laufenden Projekt verursacht. Dem meist in solchen Fällen auftauchenden Totschlagargument bezüglich der Kosten versucht Balzer den Wind aus den Segeln zu nehmen. Er habe Sponsoren für die Mehrkosten, die bei der Verwirklichung der Rundbögen entstünden, gefunden, erklärte er.

Die Bezirksvertretung Elberfeld konnte Balzer schon überzeugen. Auch beim Bürgerverein stehen für seine Ansicht die Türen weit offen. Der Vorsitzende Ralph Hagemeyer erklärte:

Auch der Bürgerverein der Elberfelder Südstadt e. V. spricht sich erneut dafür aus, dass die Fassade des Wuppertaler Hauptbahnhofs wieder mit Rundbogenfenstern versehen wird. Damit das historische Erscheinungsbild des 1847 entstandenen wunderschönen Gebäudes wiederhergestellt wird. Vor einigen Jahren hatte die WZ vor dem Hauptbahnhof einen Pressetermin zu diesen Thema veranstaltet, an dem - neben Herrn Prof. Balzer und dem Historiker Dirk Fischer - auch unser Bürgerverein teilnahm und die Rückkehr zu Rundbogenfenstern befürwortete. Die Medien berichteten hierüber. Wie wir hören, hat inzwischen die Deutsche Bahn nichts mehr hiergegen einzuwenden. Wenn Herr Prof. Balzer nun für die etwaigen Kostenerhöhungen sogar Sponsoren anbietet, gibt es nach Meinung des Bürgervereins spätestens jetzt überhaupt keinen Grund mehr, an dem Konzept mit den unschönen eckigen Fenstern festzuhalten.


Die Ratssitzung vom 7. 3. 2016  verpasste den Hoffungen auf die Rekonstruktion des Hauptbahnhofes mit Rundbogenfenstern eine Absage. Die Fraktionen der GRÜNEN und DIE LINKE hatten Anträge eingebracht, dass die Rekonstruktion mit Rundbogenfenstern erfolgen solle. Die Fraktion der LINKEN beantragte namentliche Abstimmungen darüber.
Das Abstimmungsergebnis:
Für den Fraktionsantrag der LINKEN zugunsten der Rundbogenfenster: 19 Ja, 39 Nein, 5 Enthaltungen.
Für den Fraktionsantrag der GRÜNEN: 25 Ja, 36 Nein, 2 Enthaltungen.
Mit diesen Abstimmungen sind die Rundbogenfenster möglicherweise endgültig abgelehnt.
Quelle: Protokoll der Ratssitzung.
Mehr Informationen:

Bericht über den Verbleib der historischen Rundbögen des Hauptbahnhofes in der Vereinszeitschrift 2/2013

Forderung der historischen Rekonstruktion des Hauptbahnhofes in der Vereinszeitschrift 1/2012 (Verfasser Dirk Fischer)

Dirk Fischer hat seine Ausführungen im Sommer 2016 ergänzt:

Bericht über die "Initiative Baudenkmal Döppersberg" in der Stadtzeitung

150 Jahre Hauptbahnhof Wuppertal-Elberfeld