Es ist wirklich gut: Alle Welt redet in politisch wohlgesetzten
Worten davon, dass und wie man Menschen mit Behinderung (dazu
zählen ja letztlich auch Menschen mit Kinderwagen und mit schweren
Tragelasten und manche ältere Menschen) ihre Wege erleichtert.
Diese Aufgabenstellung hat natürlich auch die Deutsche Bahn
erkannt, und sie hat darum den zahlreichen Eingaben zu diesem den
Hauptbahnhof Wuppertal betreffenden Thema stets ihre volle
Aufmerksamkeit geschenkt, Eingaben, die sich um den Zugang zu eben
diesem Hauptbahnhof für die Bürger und Bürgerinnen der Südstadt
kümmern.
Aber mit der "anteilnehmenden Aufmerksamkeit" ist das Thema dann
auch schon erledigt.
Der Hauptbahnhof Döppersberg hat bekanntlich seit jeher einen
erheblichen Funktionsschwachpunkt, der jetzt im Rahmen des
Döppersberg-Umbaus endlich mit behoben werden müsste:

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Der
Personenaufzug am Bahnhof Elberfeld (siehe grünen Rahmen
im Bild) endet auf dem Bahnsteig. Er fährt nicht, wie es
nötig wäre, hinauf in die Wuppertaler Südstadt
(siehe grünen Pfeil) .
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Der gesamte Stadtteil „Südstadt" ist für Menschen mit Behinderung
nur auf wirklich unzumutbaren sehr langen Umwegen erreichbar
(Dessauer Brücke und Kleeblatt), Umwege, die den ständigen
politischen Erklärungen, auf diese Menschengruppen ausdrücklich
„verkehrstechnisch" einzugehen, total widersprechen.
Der Bahnhof ist von der Südseite der Stadt aus bisher nur über
eine lange, steile Treppe und Brücke erreichbar. Seit langer Zeit
wird immer wieder an die Bahn appelliert, vom südlichsten
Bahnsteig aus einen Aufzug von der untersten Ebene bis zum Gehweg
Distelbeck zu errichten, einen Aufzug, der den benachteiligten
Menschen endlich einen Zugang zum Hauptbahnhof ermöglicht!
Die Bahn-Verantwortlichen machen dazu eine eigenartige, schwer
nachvollziehbare Rechnung auf: Es könnten ja auch Menschen einen
solchen Aufzug benutzen, die nicht sofort mit der Bahn fahren
würden, sondern - wie entsetzlich - in die Innenstadt gelangen
wollen...
Darum wird auch im Rahmen des Umbaus Döppersberg die Bitte
„Aufzug" kurzerhand abgelehnt.
Die Sensibilität der Bahn für die benachteiligten Menschengruppen
ist also wie immer vorbildlich: Umwege dienen doch dem
Körpertraining, und das kann doch für Behinderte und ältere
Menschen nur nützlich sein. Und stolz einen Kinderwagen auf
solchen (Um-) Wegen vor sich her zu schieben, kann doch nur
Ausdruck wirklich wahrer Elternfreude sein.
Und darum wird es dabei bleiben, dass die Deutsche Bahn nach wie
vor einen gesamten bevölkerungsreichen Stadtteil nicht zeitgemäß
an den Bahnhofsbereich anbindet!
Da ist es wieder, dieses seltsame Glücksgefühl, dieses Kribbeln im
Bauch, das man verspürt, wenn man über die Bahn redet. Denn sie
nimmt es ernst mit dem Sparen und weiß stets Nützliches von
Überflüssigem zu unterscheiden.
„Alle reden von Behinderten, - wir nicht!"
Jürgen Vitenius
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