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Tagesordnung (gekürzt):
Danach folgten die Erzählungen von Hans-Joachim Camphausen.
Er versetzte
die Zuhörer anschaulich zunächst in die Zeit, als es in
Elberfeld-Süd noch keine Besiedlung gab. Nur zwei Straßen
durchquerten das Gebiet. Die eine führte nach Cronenberg, die
andere nach Lennep und dann weiter nach Köln. Der Name der
heutigen "Kölner Straße" erinnert an diese Zeit.
Er erzählte auch, dass es in Elberfeld mehrere Eisenbahnlinien gab. Eine endete am Döppersberg, eine andere in Steinbeck. Die Idee, die beiden nahe benachbarten Bahnhöfe mit Bahngleisen für einen dann möglichen Durchgangsverkehr zu verbinden wurde 1848 verwirklicht. Der enorme Erdaushub beim Durchstich des Johannisberges wurde in unmittelbarer Nähe auf dem Gelände der Familie Küpper abgekippt. So entstand die ebene Fläche, auf der heute die historische Stadthalle und die Schwimmoper stehen. Auf dieser Fläche errichtete der Gastwirt Abraham Küpper (1809-1869) ein Wirtshaus mit einem geräumigen Veranstaltungsraum. Obwohl er unmusikalisch und ungebildet war, gründete Küpper ein 18-köpfiges Orchester, um in seiner Gastronomie Konzerte veranstalten zu lassen. Er verpflichte zu diesem Zweck den begabten Kapellmeister Julius Langenbach (1823-1886). Mit ihm wurden Küppers Konzerte ein riesiger Erfolg. Um das Orchester finanzieren zu können, schickte er es gewinnbringend mit einem pferdegetriebenen Omnibus auf umfangreiche Gastspielreisen. Für die Musiker war ihr oft jähzorniger Chef Küpper nicht leicht erträglich. Einmal erwischte er einen Trommler im Orchester bei einer Pause. Da schimpfte er und mahnte den Kapellmeister: "Ja, wat es dann dat? Wat sett dä Kähl hie röm on frett sin Broat, ohne tu spelen? Wat sall dat bedüden?" Vergeblich versuchte Dirigent Langenbach, die Wogen mit dem Hinweis darauf zu glätten, dass die Pause des Trommlers in der Partitur des Konzertes vorgesehen sei. "Awatt!" bellte Küpper, "eck betahl keng Pausen! Lott dä Kähl trommeln!" Über diese Begebenheit lachten die Leute in Elberfeld noch lange. Seinen Erfolgen tat Küppers Unbildung keinen Abbruch. Er liebte bunt gemischte Bühnenprogramme. So traten an einem Abend oft berühmte Musiker zum Beispiel Clara Schumann neben Schlangenmenschen und Variete-Gauklern auf. Nach einem überaus erfolgreichen Mozart-Konzert bat Küpper den Kapellmeister, er solle an Mozart schreiben, und bei ihm gegen gute Bezahlung weitere Kompositionen bestellen. Er hatte nicht gewusst, dass Mozart längst 1791 verstorben war. Ebenfalls beliebt in Elberfeld waren die von Küpper organisierten Auftritte von Militärkapellen. Da diese Kapellen ihre Musik marschierend darboten, bildeten sich in Elberfeld begeisterte Menschenschlangen im Gefolge der Musiker. Ein Höhepunkt war das Konzert des "Kaiserlich-Französischen-Musikkorps" 1867. Um das Konzert zu ermöglichen, war Küpper eigens nach Biarriz gereist, um die Zustimmung von Kaiser Napoleon III. zu diesem Auftritt zu erwirken. |
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