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Besuch der Slevogt-Ausstellung Am 13. April 2005 besuchten wir im Von der Heydt-Museum die Sonderausstellung über Max Slevogt. Damit lernten wir jetzt den dritten der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus näher kennen. Im Sommer 1999 hatten wir uns im ehemaligen Rathaus am Turmhof die große Retrospektive über Lovis Corinth (1858-1925) angeschaut und im Frühjahr 2004 am selben Ort an der "Poesie des einfachen Lebens" in den Werken von Max Liebermann (1847-1935) erfreut. Werdegang Max
Slevogt wurde 1868 in Landshut in Bayern geboren. Schon im Alter
von zwei Jahren starb sein Vater. Er studierte von 1884 bis 1890
an der Münchner Akademie der Künste, u.a. bei dem Maler Wilhelm
von Diez (1839-1907). Anfangs malte und zeichnete Slevogt
Auftragsarbeiten, um Geld zu verdienen. Nach sechs Jahren brach
er aus Aversion gegen den Akademiebetrieb sein Studium ab. Seit
1889/90 unternahm er Studienreisen nach Italien, Frankreich und
Holland. Er wohnte ansonsten damals in München, wo er die
Auseinandersetzungen um die Gründung der Münchner Sezession
(1892) und um den Jugendstil miterlebte. 1894 trat er der
Sezession bei. Seit 1896 lieferte Slevogt Zeichnungen für die
Zeitschriften "Simplicissimus" und die soeben gegründete
"Jugend". Er schuf auch zahlreiche Buchillustrationen in der
Folgezeit, die oft in bibliophilen Ausgaben erschienen.
Triptichon Aus jener Zeit sahen wir u.a. das großformatige Triptychon "Der verlorene Sohn", das er 1898/99 in dunklen und schweren Farben malte: im linken Bild zeigt Slevogt das Gelage mit Frauen, während im rechten Bildfeld der Sohn zusammengekauert im finsteren Verlies hockt; das mittlere Tafelbild zeigt die Heimkehr des verlorenen Sohns. Dieses Bild wurde bei der erst 1898 gegründeten Berliner Sezession gezeigt, deren Initiator der Maler und Grafiker Walter Leistikow (1865-1908) war. Im Jahre 1901 hielt sich Slevogt mehrere Monate lang in Frankfurt am Main auf, wo er im dortigen Zoo Motive für zahlreiche Ölbilder und Aquarelle fand. Sein besonderes Augenmerk galt dabei Raubtieren und Papageien. Einige von diesen Werken sahen wir in der Ausstellung. Noch im Laufe desselben Jahres verlegte Max Slevogt seinen Wohnsitz nach Berlin. Schon seit etwa einem Jahrzehnt begann Berlin als rasch wachsende Reichshauptstadt und neue Kunstmetropole der bayerischen Hauptstadt als Zentrum der Künstler den Rang abzulaufen.
Aufenthalte In den Sommermonaten hielt sich Slevogt ab 1909 immer wieder in der Villa seiner Schwiegereltern in Godramstein auf, einem Dorf im Nordwesten von Landau in der Pfalz. Später schuf er sich seinen Sommersitz im Hofgut Neukastel (bei der gleichnamigen Burgruine), wenige Kilometer weiter westlich und am Rand des Pfälzer Waldes gelegen. Seine Aufenthalte in Godramstein inspirierten Slevogt zu zahlreichen stimmungsvollen Garten- und Landschaftsbildern (1909-13). Das Licht wurde jetzt zum überwältigenden Faktor des Bildes. Auch bei seinem Aufenthalt auf dem Anwesen in Neu-Cladow (an der Havel im Berliner Südwesten) im Sommer 1912 malte er eine ganze Serie von Gartenbildern. In den etwas früher entstandenen Bildern von der Trabrennbahn (1907) hat der Künstler die Atmosphäre des Rennsports eingefangen. Die rasante Geschwindigkeit zeigte er, in dem er die Pferdegespanne deutlich darstellte, während die Umgebung verwischt gemalt wurde. Champagnerlied (Don Giovanni), 1902
Slevogt war auch ein großer Musikfreund. Als talentierter Sänger und Pianist verehrte er insbesondere Wagner und Mozart und pflegte Freundschaften mit Musikern. Die Verbindung seiner malerisch-zeichnerischen mit der musikalischen Begabung äußerte sich vor allem am Beispiel des seinerzeit weltberühmten portugiesischen Sängers Francisco d'Andrade (1859-1921). Als Slevogt den Baritonsänger in der Gestalt des Don Giovanni in Mozarts gleichnamiger Oper malte, gelang ihm mit dem Rollenporträt der künstlerische Durchbruch. Dieses als "Champagnerlied" bezeichnete großformatige Bild (1902) zeigt den Sänger, ganz in Weiß mit Goldbesatz gekleidet, auf der Opernbühne. Ein zweites Bild dieses Sängers in der gleichen Rolle zeigt ihn ganz in Schwarz; hier hat Slevogt sich wohl von einem Werk Edouard Manets (1832-1883) von einer Hamlet-Aufführung beeinflussen lassen. Slevogt fertigte auch verschiedene Porträtskizzen des Sängers an. Eine ganze Anzahl in Öl gemalter Porträts sahen wir im großen Saal der Wechselausstellung. Außerdem war es reizvoll, verschiedene Selbstbildnisse Max Slevogts zu betrachten - mal mit Pinsel und Palette in der Hand (um 1895), später mit Vollbart (1903) und schließlich mit schwarzem Hut (1913). Slevogt starb im September 1932 in Neukastel und erhielt sein Grab im Garten seines einstigen Sommersitzes. In den zwanziger Jahren hatte Max Slevogt für sein Haus Wand- und Deckengemälde geschaffen: Szenen aus Opern von Mozart und Wagner schmücken das Musikzimmer, während die Bibliothek Szenen aus Homer, Shakespeare, Lederstrumpf und 1001 Nacht bietet. Das war aber nicht mehr Thema der Ausstellung im Museum am Turmhof, da dort Slevogts Berliner Jahre im Mittelpunkt standen.
Der Impressionismus
entstand in den sechziger und siebziger Jahren des 19.
Jahrhunderts in Frankreich mit Edouard Manet (1832-1883) und
Claude Monet (1840-1926). Er war eine Gegenbewegung auf die
erstarrte und glatte Ateliermalerei, wie sie an den Akademien
gelehrt wurde. Die Impressionisten wollten die Natur und ihre
Erscheinungen in unverfälschter Wiedergabe (Freilichtmalerei)
zeigen, wobei sie rein sinnlich erfasste Eindrücke in ihrer
Zufälligkeit, Augenblicklichkeit und Flüchtigkeit festhielten,
ohne die Bilder in allen Details mit festumrissenen Formen zu
gestalten. Nicht der einzelne Pinselstrich, sondern der beim
Betrachter entstehende Gesamteindruck war wichtig. Der deutsche
Impressionismus, dessen Beginn etwa 25 Jahre später anzusetzen
ist, unterscheidet sich vom französischen Vorbild u.a. dadurch,
dass einige der deutschen Künstler auch mythologische oder
historische Themen für ihre Bilder wählten. So hat zum Beispiel
Lovis Corinth u.a. Motive wie "Versuchung des hl. Antonius" oder
"Florian Geyer" gemalt. Slevogt malte z.B. in seinem letzten
Lebensjahr das Kreuzigungsfresko für die neu erbaute
Friedenskirche zu Ludwigshafen; das Fresko wurde im Zweiten
Weltkrieg bei Luftangriffen 1943/44 zerstört.
http://www.von-der-heydt-museum.de/ Webseite des Von der Heydt-Museums: Weitere Berichte und Texte auf den Webseiten des Bürgervereins über das von der Heydt-Museum: |